Marib-Stadt. Ein Epigraphisches Teilprojekt am Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena

(2007-2010)

Die sabäische Hauptstadt Marib bildet mit 110 ha die größte antike Stadtanlage Südarabiens und gilt als eine der bedeutendsten Fundstätten auf der Arabischen Halbinsel. Trotz klimatisch ungünstiger Voraussetzungen am Rande der Wüste ar-Rub` al-Khali entstand in Marib am Ende des 2. Jt. v. Chr. eine komplexe Gesellschaft, deren ökonomische Grundlage ein hoch entwickeltes Bewässerungssystem bildete. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Prosperität und geographischen Lage war die Stadt der wichtigste Handelsstützpunkt an der Weihrauchstraße. Zahlreiche Schriftzeugnisse, eine aufwendig gestaltete Monumentalarchitektur und eine vielfältige Kunstproduktion zeugen von der herausragenden kulturgeschichtlichen Bedeutung dieser altsüdarabischen Metropole.

Das seit 2007 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte archäologische und epigraphische Gemeinschaftsprojekt hat zum Ziel, Fragen nach der Organisation und Raumgestaltung der Stadt, der Chronologie und der Ausprägung ihrer materiellen Kultur und Geschichte, den Wechselbeziehungen von Stadt und Umland sowie den überregionalen Kontakten zu beantworten. Der Fundplatz bietet für Südarabien darüber hinaus die einmalige Möglichkeit, ein fundiertes chronologisches Gerüst für die Entwicklung des sabäischen Reiches von seiner Formierung im späten 2.Jt. v. Chr. bis zu seinem Ende im 6. Jh. n. Chr. zu erstellen. Der archäologische Teil des Forschungsprojektes wird von der Orientabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, der epigraphische Teil vom Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena übernommen.

Im Vordergrund der drei Jahre umfassenden ersten Phase des epigraphischen Teilprojektes steht die Sammlung und Auswertung aller bislang aus Marib bekannten altsüdarabischen Inschriften unter strukturellen und inhaltlichen Aspekten. Gegenstand dieser Arbeit sind eintausend Texte und Fragmente in sabäischer Sprache, von denen rund die Hälfte auf Votivinschriften entfällt. Die verstreut und zudem in sehr unterschiedlicher Qualität publizierten Texte sollen im Rahmen des Projektes in einheitlicher Form in Text, Übersetzung und Kurzkommentar für die Arbeit an archäologischen, historischen und kulturgeschichtlichen Fragestellungen aufbereitet werden. Die systematische Auswertung der in diesen Inschriften erwähnten Gebäudenamen leistet einen wesentlichen Beitrag zur Identifizierung archäologischer Befunde.

Ziel dieser Projektphase ist eine zusammenhängende Neuedition sämtlicher aus der Stadt Marib und ihrer unmittelbaren Umgebung bekannten Texte, welche als Grundlage für die weitere epigraphische und archäologische Forschung dient. Darüber hinaus werden alle in den altsüdarabischen Inschriften auch außerhalb von Marib enthaltenen Informationen über die Sabäerhauptstadt zusammengetragen und ausgewertet, um ein möglichst umfassendes Bild der Anlage und Geschichte der Stadt aus zeitgenössischen Quellen zu erhalten.

Aufgrund tribaler Konflikte um den Fundplatz mussten die Grabungen 2010 eingestellt werden und konnten bislang nicht fortgeführt werden.

Mitarbeiter:

Prof. Dr. Norbert Nebes (Projektleiter)
Anne Multhoff, M.A. (wiss. Mitarbeiterin)
Holger Hitgen, M.A. (wiss. Mitarbeiter)

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